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1. Geschichte des preußischen Staates - S. 30

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 30 — (81000 qkm) gegen früher einnahm; es bestand ans einer Hauptmasse tn der Mitte und zwei getrennten Teilen im Osten und im Westen. Johann Sigismund erlebte auch noch den Ausbruch des dreißigjährigen Krieges. Im Jahre 1618 wurde er vom Schlage gerührt und mußte die Regierung seinem Sohne Georg Wilhelm überlassen. Er starb 1619, zwei Tage vor Weihnachten. Ii. Abschnitt. 1618—1701. Die Hohen.rollern als Kurfürsten von Vrandenbnrg und Herröge von Preußen. Geschichte Preußens. Das 2arid und seine Bewohner, a. Das Land. Das Küstenland der Ostsee von der Weichsel bis zur Memel bewohnten in älterer Zeit die Astier, d. i. Ostleute. Sie zersielen in mehrere Stämme; diejenigen, welche den Russen oder Reussen zunächst wohnten, wurden Po-Russen, Prnzzen oder Preußen genannt. >) Dcts Land hatte damals dichte und weite Wälder mit einem reichen Wildbestand an Auerochsen, Bären und Elchen, aber auch vielfach fruchtbaren Boden, wo jetzt öde Sandflächen liegen. — Die vielen und großen Dörfer waren durch hölzerne Burgen, welche auf Hügeln lagen, geschützt. d. Die Bewohner. Die Preußen waren hohe, kräftige Gestalten mit langen, blonden Haaren und blauen Augen. Seit alter Zeit trieben sie Ackerbau und Viehzucht, desgleichen Lein- und Wollweberei; Töpferei und Schmiedekunst standen bei ihnen in beachtenswerter Blüte. Ihre Nahrung war besonders Brot und Kuchen, ihr Getränk Met und gegorene Stutenmilch. — Sie bekleideten sich mit Leinen- und Wollzeug, trugen Schuhe von Leder und Rinde und spitze Woll- und Pelzmützen. Die Frauen liebten lange Kleider aus farbigem Leinen, eine Art Mantel, allerlei Schmuck aus Metall, Thon und Bernstein. Die Mädchen durchflochten ihr langes Haar mit Blumen, die Frauen schnitten es ab und bedeckten den Kops mit einer Haube. — Die alten Preußen liebten Frohsinn und den Gesang -gefühlvoller Lieder. Diebstahl und Untreue bestraften sie mit dem Tode; Schlösser und Riegel suchte man in dem Lande vergebens. Gastfreundschaft übten sie freudig und reichlich, besonders auch gegen Gestrandete. 6. Religion. Der Hauptgott der alten Preußen war der Donnergott Perkunos, der durch den Donner spricht und durch J) Vielleicht auch abzuleiten von po = bei und Ruß, dem einen Mündungsarme der Memel.

2. Geschichte des preußischen Staates - S. 52

1900 - Münster i. W. : Schöningh
Am 15. Januar 1701 nahmen diese ihren Anfang. Vier Herolde in prächtigem Anzuge ritten durch die Straßen der Stadt und verkündigten die Erhebung Preußens zum Königreiche. Am Vorabende der eigentlichen Feier stiftete Friedrich den schwarzen Adlerorden, den höchsten Orden des preußischen Staates. Das Ordenszeichen ist ein blaues, achtspitziges Kreuz mit Adlern in den Winkeln und dem verschlungenen Namenszuge F. R. (Friedericus rex = Friedrich König) im goldenen Schilde; es wird an einem orangefarbigen Bande über die linke Schulter getragen. Dazu gehört auf der Brust ein silberner, achtspitziger Stern mit eurem schwarzen Adler und der Inschrift: „Suum cuique“ Den Adler wählte Friedrich als Zeichen der Gerechtigkeit. Um dies deutlicher auszudrücken, trägt der Adler in der einen Klaue einen Lorbeerkranz, in der andern den Blitz und über dem Haupte den genannten Spruch. Der Kranz bedeutet „die Gerechtigkeit der Belohnung", der Blitz „die Gerechtigkeit der Strafen". „Jedem das Seine" soll also andeuten: „Jedem soll nach Verdienst Lohn oder Strafe zu teil werden." Am 18. Januar 1701 setzte Friedrich sich und seiner Gemahlin Sophie Charlotte im Schlosse zu Königsberg die Krone auf. Die Krönungsfeierlichkeit vollzog sich in größter Pracht. Frühmorgens erdröhnten die Kanonen, die Glocken läuteten, und rauschende Musik erscholl in den Straßen. Die Großen des Staates, prächtig in Sammet und Seide gekleidet, versammelten sich im Krönungssaale. Dann erschien der König. Er trug ein Kleid von scharlachrotem Sammet, mit Gold gestickt und mit Diamantknöpfen besetzt. Um die Schultern hing der präck>tige Krönungsmantel, in welchen goldene Kronen und Adler gewirkt waren. Die Spange an demselben war mit drei großen Diamanten geschmückt, deren Wert man auf eine Tonne Goldes (300 000 Mark) schätzte. — Der König trat zum Throne, setzte sich mit eigener Hand die Krone aufs Haupt und nahm dann das Scepter in die rechte und den Reichsapfel in die linke Hand. Hierauf erschien die Königin im Saale, die ebenfalls herrlich geschmückt war. Der König setzte auch ihr eine Krone aus. Dann nahm das Königspaar auf dem silbernen Throne Platz und empfing die Huldigung der höchsten Beamten, der Großen des Landes und der Abgesandten des Volkes. — Unter dem Geläute der Glocken und dem Donner der Kanonen begab sid> der feierliche Zug zur Schloßkirche, wo die kirchliche Feier stattfand. Nach der Predigt knieten der König und die Königin am Altare nieder und wurden an der Stirn und an den Pulsen beider Hände gesalbt. In demselben feierlichen Zuge ging es dann zurück in den Festsaal, wo ein herrliches Krönungsmahl stattfand. Auch das Volk sollte an diesem Tage erfreut werden. Goldene und silberne Münzen wurden unter dasselbe verteilt. Aus einem freien Platze wurde ein Ochs gebraten, gefüllt mit Ferkeln, Rehen, Schafen und Geflügel. Aus zwei Adlern strömte für alle roter und weißer Wein. Ein prachtvolles Feuerwerk und die Beleuchtung der Stadt beschlossen das denkwürdige Fest. — Zur Erinnerung an die Krönungsfeier stiftete der König in Königsberg ein großes Waisenhaus, in Berlin ein Armenhaus, und 3000 Mark schenkte er den Armen. Das Herzogtum Preußen war somit zu einem Königreiche erhoben, und der neue König rief nach den Worten Friedrichs des Großen seinen Nachfolgern zu: „Ich habe Euch den Titel erworben, macht Euch desselben würdig; ich habe den Grund zu Eurer Größe

3. Geschichte des preußischen Staates - S. 57

1900 - Münster i. W. : Schöningh
König Friedrich Wilhelm I. • ©öfjnert seines Alters gebildet war, stellte er unermüdlich militärische Übungen an. Er war ein Meister in allen Leibesübungen. In der Schlacht bei Malplaquet zeigte er Mut und Ausdauer. v- ^l?tl 1.ein er Abneigung gegen nichtigen Prunk und überflüssigen Luxus gab Friedrich Wilhelm schon als Kronprinz mehrfache Beweise. ©inst wurde ihm ein Schlafrock von golddurchwirktem Stoff überbracht. Er betrachtete ihn von allen Seiten und sprach: „Ein guter Schlafrock muß von Wolle sein : dieses Narrenkleid werde ich nicht anziehen", und damit warf er den kostbaren Schlafrock ins Feuer. — . .®§c.toar damals die Mode aus Frankreich nach Deutschland gekommen, m ^>aare abschneiden zu lassen und dafür große, ungemein lästige Perücken zu tragen. Dem Kronprinz war diese Mode äußerst verhaßt. Eines Tages traf er mit mehreren Hofleuten zusammen, die sich zu einem Kaminfeuer gesetzt hatten und die Köpfe weit znrückbogen, damit ihre Ichonen und wertvollen Perücken nicht durch ein Feuerfünkchen beschädigt wurden Der Kronprinz setzte sich zu ihnen und unterhielt sich eine Zeitlang mtt ihnen über die lächerlichen Modethorheiten. Dann sagte er: „Es

4. Geschichte des preußischen Staates - S. 182

1900 - Münster i. W. : Schöningh
Kaiser Friedrich Iii. Durch sein edles und uneigennütziges Streben, aber mehr noch durch sein freundliches, herablassendes und leutseliges Wesen war Kronprinz Friedrich Wilhelm in Wahrheit der Liebling des gesamten deutschen Volkes geworden. Iii. Friedrich Iil als Deutscher Kaiser. Die Erkrankung. Im Jahre 1887 befiel den Kronprinzen ein bösartiges Halsleiden. Anfangs legte man einer beständigen Heiserkeit keine große Bedeutung bei: bald aber entwickelte sich im Kehlkopfe eine gefährliche Geschwulst. Auf den Rat bewährter Ärzte suchte „der Kronprinz in England, Tirol und San Remo Heilung. Das Übel nahm jedoch von Tag zu Tag zu. Die Ärzte mußten sogar, um den hohen Kranken vor dem Erstickungstode zu bewahren, die Luftröhre auffchueideu und eine silberne Röhre (Kanüle) einsetzen. Der ritterliche Held, der so oft und so kühn dem Tode ans dem

5. Das Mittelalter - S. 203

1891 - Münster i. W. : Schöningh
Huber und Maillth: Rudolf von Habsburg. 203 ein hundertjähriger Ritter, Otto von Haslan, trug es — entsank des Greises müden Händen, Heinrich von Lichtenstein ließ es aufs neue wehen; dreizehn Trautmannsdorfe fielen im Gewühl der Schlacht. Rudolf selbst war zweimal in Lebensgefahr. Herbot von Füllenstein, ein polnischer Ritter, groß und stark, gleich eütem Riesen, hatte geschworen, ihn zu töten, er drängte sich an den König, aber Rudols überwand ihn und nahm ihn gefangen. Ein anderer aus Thüringen tötete des Kaisers n rb' Siegel Ottokars von Böhmen. Pferd, die Seinen kamen Rudolf zu Hilfe. Da sprach er: „Sorget nicht für einen einzelnen Menschen, gehet wieder in die Schlacht, stehet andern bei!" Eines Ritters Roß nahm er an und stürmte wieder in den Feind; da rief plötzlich der Markgraf von Hochberg: „Die Feinde fliehen!" Jubelnd wiederholten die Seinen den begeisternden^Zuruf^ die" schön wankenden Böhmen wanbten sich zur Flucht. In biesem entfcheibenben Augenblick rief Ottokar die Nachhut vor, auch biefe war schon in einen Kampf mit den Kutnanen verwickelt. Milota von Rosenberg, als er des Königs bebrängte Lage sah, übte Vvllstänbige Rache: statt sich der Kumanen

6. Das Mittelalter - S. 205

1891 - Münster i. W. : Schöningh
Freytag: Die Waffenübungen des Rittertums im 13. Jahrhundert. 205 Xxvii. Die Waffenübungen des Rittertums im 13. Jahrhundert. (G. Freytag.) Große Bedeutung erhielten für den Ritter feit dem Ende des zwölften Jahrhunderts die Waffenübungen, welche ein Vorrecht feines Standes geworden waren. Sie wurden in der Hauptsache schon im 10. Jahrhundert eingerichtet und feit den Kreuzzügen mit den Spielgefetzen, welche die Romanen allmählich erdacht hatten, zu einem System von Regeln verbunden, an deren Beobachtung der höfische, d. h. gebildete Mann erkannt ward, deren Verletzung für unehrenhaft galt. Von diesen Übungen war die häufigste, Grundlage der übrigen, die Tj o ft, der Speerstich zweier gerüsteter Ritter gegeneinander. (Vgl. S. 209.) Zweck dieses Kampfes war, den Gegner im fcharfen Anritt mit dem Spcer so zu treffen, daß entweder der Gegner vom Pferde geworfen wurde oder der Speer in die Rüstung des Reiters drang und von dem Stoß zersplitterte. Zu solchem Kampfe wurde ein Raum abgegrenzt, wenn die Örtlichkeit das erlaubte; beide Gegner nahmen einen Anlauf, den „Pnneiß", wobei das Roß mit gesteigerter Schnelligkeit so zu leiten war, daß es die größte Kraft im Moment des Stoßes gab. Man ritt dabei nicht „Stapfes oder Drabs" — im Schritt oder Trab — es gehörte Kunst dazu, zur rechten Zeit aus Galopp in Karriere, oder wie man damals sagte, „aus dem Walap in die Rcibbine" zu treiben. Der Anlauf war „kurz" oder „lang"; der lange erforderte größere Sicherheit in Führung des Rosses und Speeres, er war natürlich wirksamer; es ist charakteristisch, daß der lange Anlauf um 1200 für trefflicher galt, nach 1400 wegen der schweren Rüstung für unbequem. Es war Spielregel, bei biefem Rennen den „Hurt", das Zusammenprallen der Reiter und der Rosse, zu vermeiben, und der Reiter mußte verstehen, nach dem „Stich" mit einer Volte rechts abzubiegen, wenn er nicht die bösliche Absicht hatte, den Gegner zu überrennen; was am leichtesten geschah, wertn er schräg auf ihn hielt. Die „rechte Tjost" aber war, daß man in gerader Linie Front gegen Front aufeinander stieß, in diesem Fall traf der Speer die Schildfeite des anderen; war der Anlauf von beiden Seiten gleich kräftig und der Stich ohne Fehlen, so kamen trotz der Volte die Kämpfer einander häufig so nah, daß Schild an Schild stieß und die Kniee geklemmt wurden. Der Stoß wurde wirksamer aber schwieriger, je höher er gerichtet war; den oberen Rand des Schildes treffen, wo er sich mit dem Helm berührte, oder den Helm selbst, galt für den besten Stoß; das ungepanzerte Roß zu treffen, war große Ungeschicklichkeit. Wer dem

7. Das Mittelalter - S. 207

1891 - Münster i. W. : Schöningh
Freytag: Die Waffenübungen des Rittertums im 13. Jahrhundert. 207 ihn artig mit den Worten anmeldete: „Mein Herr begehrt Ritterschaft an euch"; kam die Antwort: „sie wird ihm gewährt, wie er sie auch begehrt", so tauchte der Ritter selbst, in seinem schönen Waffenkleide, mit gebundenem Helm hervor, nach gefälliger Annahme sämtlicher Beteiligten durchaus unkenntlich; er zerstach seine Speere und deutete dnrch Rückzug in das Gehölz an, daß er wieder verschwinde. Deshalb nannte man in der Rittersprache von dem romanisierten Worte „Forest", Hain, alles Verkleiden oder Veranstalten eines ritterlichen Abenteuers beim Rennspiele „forestieren", auch wenn es nicht mehr vom Waldesdickicht ausging. Es lag nahe, in diesen Verkleidungen Heldengestalten der Sage und der Rittergedichte nachzubilden. Zumal weun sich ganze Gesellschaften für ritterliches Spiel zusammeuthaten, erschienen die Helden Karls des Großen, die Mannen Siegfrieds und Dietrichs von Bern und die Gralritter in phantastischem Schmuck. Von vielen Maskenscherzen und Erfindungen der Rennbahn, durch welche man der Tjost höheren Reiz zu geben suchte, hat einer in unseren Ostseestädten Erinnerungen hinterlassen, welche bis zur Gegenwart dauern, die Tafelrunde des Königs Artus. Ein Zelt, Pavillon, Turm wurden inmitten des Stechplatzes aufgerichtet, die Helden des Artushofes kämpften gegen geladene Gäste oder nahmen bewährte Ritter in ihre Gesellschaft auf, zuletzt schmausten die Gesellen au rundem Tisch, froh der Verkleidung und des poetischen Schimmers, in dem sie einander sahen. In Österreich richtete Ulrich von Sichtenstein 1240 dieses Spiel ein, in der Mitte des Kampfplatzes das Zelt der Tafelrunde von vier Bannern umsteckt, im zweiten Ring herum eine schöne seidene Schnur, gelb und blau geflochten, durch 200 Speerfähnlein gehalten; der Ring hatte zwei Thore, durch welche die Angreifer einzogen, gegen sie wurde das Zelt von den Artusrittern verteidigt. Und im Jahre 1285 führten die Magdeburger diese Erfindung noch schöner aus. Dort standen damals den Pfingstspielen die Söhne der reichen Bürger vor, welche die Genossenschaft der Konstabler bildeten. Sie hatten mehrere ritterliche Spielweisen, darunter den Roland, den „Lchildeichenbanm" und die „Tafelrunde"; in jenem Jahr baten sie einen gelehrten Genossen, Bruno von Sconenbecke, er möge ihnen ein freudiges Spiel bedenken, da machte er das Gralspiel und dichtete höfische »riefe _ dazu. Diese wurden nach Goslar, Hildesheim, Braunschweig, Quedlinburg, Halberstadt und anderen Städten gesandt, und die Kaufleute,^welche Ritterschaft üben wollten, wurden nach Magdeburg geladen. Alle Jünglinge der Stadt rührten sich; die von Goslar kamen mit ver-beeftert Rossen, die von Brannschweig alle in grünen Röcken und grünen Wappendecken, jede Stadt hatte ihre besonderen Wappen und Farben. Die Anziehenden wollten nicht einreiten, wenn man sie nicht mit einer

8. Das Mittelalter - S. 254

1891 - Münster i. W. : Schöningh
254 Mittelalter. Kaiser: „Sie vergessen das Beste an ihm hervorzuheben, er ist ein so getreuer Sohn, daß er seinem Vater zum Segen gereicht." Schon Maximilians äußere Erscheinung war sesselnd und wohlthuend, seine edle Gestalt, sein fester sicherer Gang, der Adel und die Würde in all seinen Bewegungen, der Ausdruck unverkümmerteu Wohlwollens auf seinem Antlitze, die unversiegbare Heiterkeit seines reinen Gemütes und seine herzgewinnende Rede, die manchen feindlich Gesinnten oft bei der ersten Begegnung versöhnte. Als er einmal beim Empfange seiner Gemahlin Maria von Burgund in Gent seinen Einzug hielt, auf hohem braunen Roß alle überragend, in glänzender silberner Rüstung, unbedeckten Hauptes, seine reichert, blonden Locken in einen Kranz von Perlen und Edelsteinen gefaßt, da schrieb ein Anwesender: „Welch eine prächtige Erscheinung! Maximilian ist so jugendlich frisch, so männlich kräftig, so strahlend vor Glück, daß ich nicht weiß, was ich mehr bewundern soll, ob seine blühende Jugend, oder seine Kraft, oder sein Glück. Man muß ihn gern haben, den glänzenden Mann." Man mußte ihn ebenso gern haben, wenn man ihn im einfachen, grauen Jagdrock, den Stulphut auf dem Kopfe, mit Steigeisen, Armbrust und Jägerhorn versehen, die höchsten Gebirge und Felsschluchten Tirols durchwandern sah, oder ihrt ein trauliches Gespräch mit einem vorübergehenden Bauer anknüpfen hörte, oder wenn er bei geselligen Vergnügungen, etwa in Frankfurt oder Ulm, in launiger Rede mit den Bürgern oder Bürgerstöchtern scherzte und es den Patrizierfrauen nicht verübelte, daß sie, die von seiner baldigen Abreise gehört, ihm Stiefel und-Sporen versteckten, damit er noch einen Tag länger bleibe und auch den morgigen Tanz mit der Königin des Festes eröffne. Maximilian war in seinem ganzen Wesen das gerade Widerspiel seines trägen und unschlüssigen Vaters. Während Friedrich am liebsten stets in den breiten Geleisen des privilegierten Herkommens fortging und ans Scheu vor Verantwortlichkeit jede durchgreifende Maßregel vermied, fühlte Maximilian den lebendigen Trieb in sich, für eine neue, jugendliche Zeit Kraft und Leben einzusetzen, alle geistig Hochstrebenden zu ermuntern und zu fördern, alles gute und bewährte Alte zu ehren, zu erhalten und neu zu festigen, dagegen alles wirklich Veraltete zu entfernen. Seine Wißbegierde war unbegrenzt, und er lernte eben so leicht Geschütze gießen und bohren und Harnische anfertigen, als er das Studium der Geschichte, Mathematik und Sprachsünde betrieb. Wie als der waffenfähigste, so galt er auch als der sprachgewandteste Fürst der Christenheit, denn außer dem Deutschen und Vlamischen sprach er geläufig Latein, Französisch, Wallonisch und Italienisch und eignete sich auch die Kenntnis des Spanischen und Englischen an. Sein lebhafter, feuriger und unternehmender Geist, den er von feiner südländischen

9. Das Mittelalter - S. 77

1891 - Münster i. W. : Schöningh
Freytag: Karls des Großen Hofhaltung. 77 Schwester Karls, die ältere Gisela mit dem Beinamen Lucia, eine treue Freundin Alkuins, und ihre Vertraute Riktrudis, mit akademischem Namen Columba; dann die glänzendste Gestalt des Hofes, Gundrada, mit dem Beinamen Eulalia, von hohem Adel und großer Liebenswürdigkeit. Noch viele andere zählen zu Alkuins Akademie, aber sie reisen als Sendboten auf des Königs Straße oder sitzen in ihren Abteien oder Bischofssitzen, um die lautere Flamme der Wissenschaft weiter zu verbreiten in ihrer Landschaft, oder um dem Könige zu dieuen in weltlichem Geschäft, denn nicht zu königlichem Pruuk hat Karl sich seine Gelehrten gezogen. Der größte Gedanke wird ihm sogleich praktisch, und wenn er sich zu Alkuin neigt, so denkt er zugleich daran, wie das Wissen des großen Mauues seinen armen einfältigen Franken zum Heil werden könne. Auch unter den Mitgliedern der Akademie war, wie bei gelehrten Männern natürlich, nicht immer Freundschaft und unbefangene Aner-kennuug des anderen. Es gab Parteien, und sie stießen in Scherz und llrnst auseinander; die Irländer zumal, die damals Schotten genannt wurden, hielten fest zusammen, sie waren heftig von Art und pedantisch in ihrem Wissen, altertümlich in Schreibweise wie in den gemalten Arabesken ihrer Schrift, und wurden von den zierlichen Südländern und dem gelehrten Frankenadel geneckt und angefeindet. Karl ließ die kleinen Bosheiten in seiner behaglichen Weise gehen, bis ihm einmal die Ader des Königszornes schwoll und sein Auge auf den Übermütigen einen Flammenblitz schleuderte, den keiner ruhig aushielt und dessen seine Dichter immer wieder gedenken. — Aber nicht der ganze Hof gehörte zur Akademie, neben den Gelehrten fah man Gestalten aus dem alten Frankenreich; da war der dicke Ritter Wibod, der bei den Versen den großen Kopf schüttelte und finster darein sah. Auch mancher wilde Schlachtengesell streckte seine riesigen Glieder unter den glatten Höflingen, so einer, der seinem Roß, das vor dem geschwollenen Bergstrome scheute, in die Flut voran sprang und das furchtsame beim Zügel nach sich riß, und von dem man fagte, daß er im Kriege die kleinen Böhmen wie Lerchen auf feine Lanze reihte und auf die Frage, wie es ihm im Böhmerwald gefallen, antwortete: „Es war Wurmzeug, sieben oder acht spießt ich auf und trug sie dahin und dorthin, weiß nicht, was sie dazu brummten, es lohnte sich nicht, daß der Herr König und wir gegen solches Gesindel das Stahlhemd anzogen." Sehr anschaulich erzählt Karls Biograph Einhard vom Tagesleben des Königs, wie einfach dieser in Kleidung und Küche war, daß er am liebsten Braten aß, den ihm sein Koch auf dem Spieße hineinbringen mußte, und bei jeder Mahlzeit nur dreimal trank, was ihm 700 Jahre später Karl V. nachthat. Wenn er aber als Herr vor Fremden seinen Hofhalt sehen ließ, dann bedienten ihn bei der Tafel die ersten seiner

10. Das Mittelalter - S. 81

1891 - Münster i. W. : Schöningh
Freytag: Karls des Großen Hofhaltung. 81 großem Tadel auf die Linken, erschütterte ihre Gewissen durch einen flammenden Blick und schleuderte auf sie ironisch diese schrecklichen Worte, mehr donnernd als sprechend: „Ihr Edlen, ihr Söhne von Fürsten, ihr Zarten und Niedlichen, ihr habt euch auf Geburt und Gut verlassen, habt mein Gebot und euren Ruhm verachtet, habt die Wissenschaften vernachlässigt und eure Zeit mit Prunk, Spiel, Nichtsthun oder eitlen Künsten vollbracht." Dies schickte er voraus; daun wetterte er seinen gewöhnlichen Schwur, indem er sein hohes Haupt und die unbesiegte Rechte zum Himmel richtete: „Beim König der Himmel, ich mache mir nichts aus eurem Adel und eurer Schönheit, wenn euch auch audere bewundern; und das sollt ihr sonder Zweifel wissen, wenn ihr nicht die frühere Trägheit durch wachsamen Fleiß wieder gut macht, so werdet ihr von Karl nie etwas Gutes erhalten!" Der König war gastfrei und sah gern Fremde an seinem Hose. So stark war in der letzten Zeit der Fremdenbesnch, daß die Ordnung des Hofhalts schwer zu erhalten war, das Land die Belästigung empfand und die Franken unzufrieden wurden. Karl aber kümmerte sich gar nicht darum. Es war eine bunte Gesellschaft, welche aus der Fremde kam; neben dem gelehrten Mönche aus Italien, der lateinische Verse zum Lobe des großen Königs zu machen wußte, stand im Vorzimmer der Sarazenenhäuptling aus Spanien, mit Turban und juwelengeschmücktem Handschar (gebogenem Dolch mit breitem, langem Griff), vornehme Sachsen im langen Leinen-gewande, der langobardische Graf in kurzem Purpurmantel, den er sich mit Pfauenfedern besetzt hatte, Avareu mit geflochtenem Haarschopf, dazwischen Gesandte des Kaisers von Byzanz, braune Mauren und schlanke Perser, ^er König war gegen alle der gastliche Wirt, sroh, Geschenke zu geben, und- herzlichst erfreut, wenn er etwas Seltenes erhielt. Der Kaiser von Byzanz hatte seinem Vater eine Orgel geschenkt, die erste im Frankenland, dann ihm selbst eine bessere, und die himmlische Musik des Wunderwerks wurde noch immer von Geistlichen und Laien angestaunt, wie es bald das Rollen des Donners, bald den süßen Ton der Leier und Zimbel nachahmte. Harun al Raschid sandte durch Isaak einen Elefanten und lustige Affen, der Maurenkönig aus Afrika einen Löwen und numidischen Bären. Karl aber beschenkte den Harun mit Hunden, welche so stark waren, daß sie einen Löwen packten. Gern führte der König seine Gäste auf die Jagd, denn Weidwerk blieb ihm die-liebste Erholung; der Jagdgrnnd, zu dem er am häufigsten zog, war der Ardennerwald. Stattlich war der Auszug der kaiserlichen Jagd, wie ihn Angilbert, der Freund und Sänger Karls, beschreibt. Wenn die erste Morgenröte auf die Berggipfel fiel, dann eilte die Schar der edlen Knaben vor das Schlafgemach des Königs und erwartete ihn auf der untersten Stufe. In der Stadt wurde es laut, die Menge tnm- Aus allen Jahrhunderten. Ii. g
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